Drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte - aktuell
Formation und Wandel von Issue Fields: Eine Längsschnittuntersuchung am Beispiel der Digitalisierung in Deutschland (DFG)
Die neo-institutionalistische Organisationstheorie hat bislang vernachlässigt, die Prozesse der Formation und des Wandels von Issue Fields tiefgreifend zu untersuchen. Es unterbleibt weitgehend, wie es die Theorie eigentlich vorsähe, Felder als soziale Sphären aufzufassen, in denen Organisationen und Organisationsgruppen geteilte Bedeutungen, d.h. ein relationales Sinnsystem, konstruieren. Im vorliegenden Forschungsprojekt sollen deshalb die impliziten Feldprozesse fokussiert werden. Implizite Feldprozesse in Issue Fields meinen, dass sich Organisationen an bereits kommunizierten Bedeutungen orientieren und diese in ihre eigenen kommunizierten Bedeutungen einfließen lassen. Konkret werden in diesem Projekt die Entwicklungspfade von Issue Fields über die Zeit, die Interdependenz des Feldes mit seiner gesellschaftlichen Umwelt, sowie der Einfluss der spezifischen Feldformation und der am Feld teilnehmenden Organisationen zu bestimmten Zeitpunkten berücksichtigt. Die Fokussierung impliziter Feldprozesse ist deshalb bedeutsam, weil besonders diesen evolutionär-sozialen Entwicklungen ein signifikanter Anteil am Wandel einer Gesellschaft zugeschrieben wird. Als Untersuchungsobjekt wird das Issue Field, welches sich um das Thema der "Digitalisierung" der Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland formiert, empirisch untersucht. Methodisch wird ein Mixed-Method-Ansatz genutzt, der eine quantitative, (computer-)linguistisch gestützte Analyse und flankierendes "close reading" zur Untersuchung von Sprachdaten aus der Bundesrepublik Deutschland im Längsschnitt (2000-2018) kombiniert. Als Datengrundlage werden Presseerzeugnissen sowie Organisationsveröffentlichungen herangezogen. Die beantragte Studie zielt darauf, Implikationen sowohl für die Feldtheorie des Neo-Institutionalismus, als auch den wissenschaftlichen Diskurs über die Digitalisierung abzuleiten.
Projektleiter und -bearbeiter: Dr. Jan Goldenstein
Projektbearbeiter: Philipp Poschmann
Drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte - abgeschlossen
Die kulturelle Konstruktion von Unternehmensverantwortung (DFG)
Die vorliegende Literatur vernachlässigt weitgehend die Bedeutungsdimension des Konzeptes Unternehmensverantwortung. Was Verantwortung ist oder nicht, ist stets Ausdruck einer sozialen Konstruktion. Der Weltkultur-These im Neo-Institutionalismus folgend, müsste sich das kulturell geteilte Verständnis von Unternehmensverantwortung global angeglichen haben. Dementsprechend verbreitet sich Unternehmensverantwortung nicht nur als allgemeiner, inhaltsneutraler Begriff oder in Form von Praktiken, sondern auch auf einer normativen und kognitiven Ebene. Im vorliegenden Forschungsprojekt wollen wir diesen bislang nur angenommenen Angleichungsprozess empirisch untersuchen. Dazu wollen wir einerseits mithilfe quantitativer (computer-)linguistischer Analysemethoden am Beispiel dreier, für die Weltökonomie bedeutsamen, Länder (Deutschland, Großbritannien, USA) im Längsschnitt (1950-2015) das kulturelle Verständnis von Unternehmensverantwortung untersuchen. Mit diesem Vorgehen wollen wir den vermuteten Wandel des Verantwortungsverständnisses im Zeitverlauf sichtbar machen. Andererseits soll parallel hierzu vor dem Hintergrund der Wirtschaftsgeschichten der drei Länder die bisherige Literatur zur Unternehmensverantwortung in historischer Perspektive systematisch aufgearbeitet werden. Anschließend sollen beide Seiten der Analyse zusammengeführt und unsere Forschungsfragen einer empirischen Untersuchung unterzogen werden. Die beantragte Studie zielt darauf, Implikationen sowohl für die Theorie des Neo-Institutionalismus, als auch den wissenschaftlichen Diskurs über die Verantwortung von Unternehmen abzuleiten.
Projektleitung: Prof. Dr. Peter Walgenbach
Projektbearbeiter: Dr. Jan Goldenstein und Philipp Poschmann
Bestandsaufnahme: Führungsverantwortung als Thema in Forschung & Lehre (Carl-Zeiss-Stiftung)
Die gesellschaftliche Diskussion über die Verhaltensweisen von Führungspersönlichkeiten in Wirtschaft und Gesellschaft wirft die Frage auf, welche Rolle das Thema "FührungsverantwortungExterner Link" an den Hochschulen in Forschung und Lehre spielt. Durch eine aussagekräftige Bestandsaufnahme der derzeitigen Verankerung und Bedeutung des Themas "Führungsverantwortung" in Forschung und Lehre an den Universitäten der Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Thüringen soll die Studie Empfehlungen für Fördermaßnahmen formulieren, die an die Praxis anschlussfähig sind und damit der gesellschaftspolitischen Verantwortung der Hochschulen gerecht werden.
Projektleitung: Prof. Dr. Peter Walgenbach
Projektbearbeiterin: Stefanie Wüstenhagen
Umsetzung und Anpassung der Managementkonzepte Shareholder Value und Corporate Social Responsibility (DFG)
Mit diesem Projekt wollen wir an die jüngere Literatur zur Übernahme und Übersetzung von Managementkonzepten auf der Basis der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie anschließen, aber zugleich in zweierlei Hinsicht über diese hinausgehen. Bisher konzentrierte sich die Forschung lediglich auf die Implementierung eines Konzeptes oder inhaltlich verwandter Konzepte. Diese Herangehensweise blendet aus, dass die von Unternehmen übernommenen Managementkonzepte zueinander nicht nur in einem komplementären oder neutralen, sondern auch in einem konkurrierenden (im Extremfall widersprechenden) Verhältnis stehen können. Zudem wurde der eigentliche Übersetzungsprozess noch nicht systematisch im Zeitverlauf untersucht. Die eigentlichen Übersetzungsleistungen wurden insofern bisher nicht erfasst, sondern nur die Ergebnisse der Übersetzungsprozesse. Im hier beantragten Projekt wollen wir mithilfe qualitativer Forschungsmethoden untersuchen, wie vordergründig einander widersprechende Managementkonzepte, nämlich Shareholder Value und Corporate Social Responsibility, übersetzt und in organisationale Kontexte eingeführt werden.
Projektleitung: Prof. Dr. Peter Walgenbach
Projektbearbeiter: Dr. Stephan Bohn und Dr. Anne Galander
Multinationale Unternehmen, regionale Governance und Human Resource Management (DFG)
Das Forschungsvorhaben untersucht die Interaktion zwischen Governanceakteuren sowie Aus- und Weiterbildungsorganisationen, z.B. Universitäten, mit multinationalen Unternehmen auf regionaler Ebene; die erfolgt in zwei Regionen in den alten und neuen Bundesländern. Das Projekt ist Teil eines internationalen Forschungsprojekts mit vergleichbaren Untersuchungen in je zwei Regionen der Länder Großbritannien, Irland, Kanada und Spanien. Ziel des Projektes ist es zu untersuchen, wie Governanceakteure sowie Aus- und Weiterbildungsorganisationen mit multinationalen Unternehmen interagieren und wie diese Beziehungen die Nachfrage nach und das Angebot von Humanressourcen sowie die regionale Einbettung von multinationalen Unternehmen prägen. Vor dem Hintergrund des internationalen Wettbewerbs zwischen Regionen um wertschöpfende Unternehmensinvestitionen und der zunehmenden Regionalisierung der Industriepolitik haben diese Aspekte eine hohe Relevanz. Sie werden durch eine qualitative Untersuchung von kritischen Ereignissen in der Interaktion zwischen regionalen Akteuren und multinationalen Unternehmen sowie eine soziale Netzwerkanalyse erfoscht.
Projektleitung: Prof. Dr. Peter Walgenbach
Projektbearbeiterin: Dr. Eva Schlindwein